Die Generationenfrage zur Work-Life-Balance betrifft unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse zwischen jüngeren und älteren Generationen am Arbeitsplatz. Dies führt häufig zu Diskussionen. Jetzt ist sogar der verdiente Urlaub betroffen!
Jüngere Generationen legen oft mehr Wert auf flexible Arbeitszeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie sinnstiftende Arbeit. Ältere Generationen tendieren dazu, traditionelle Arbeitsmodelle und Sicherheit stärker zu schätzen. Diese unterschiedlichen Perspektiven können zu Spannungen, aber auch zu wertvollen Diskussionen über die Zukunft der Arbeit führen, indem sie Unternehmen zwingen, Arbeitsbedingungen anzupassen und vielfältige Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Fest steht, dass viele Menschen auch in Ihrer Freizeit und sogar im Urlaub nicht abschalten können und ständig an die Arbeit denken. Ist das auf Dauer gesund?
Leisure Sickness: Krank trotz Urlaub
Kaum endet der stressige Arbeitsalltag und der Urlaub beginnt, leiden viele Menschen unter Kopfschmerzen, Erkältungssymptomen und allgemeiner Erschöpfung. Dieses Phänomen, bekannt als Leisure-Sickness-Syndrom, ist weit verbreitet. Eine Umfrage von YouGov im Jahr 2017 im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef ergab, dass über 20 % der Deutschen, unabhängig von der Berufsgruppe, bereits davon betroffen waren.
Krankheitssymptome
Leisure Sickness tritt kurz nach Beginn der Freizeit oder des Urlaubs ein. Krankheitssymptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erkältungen oder Übelkeit zählen zu den Meistgenannten. Diese Beschwerden treten häufig nach stressigen Arbeitsphasen auf und werden als eine Reaktion des Körpers auf den plötzlichen Übergang von hoher Anspannung zu Entspannung verstanden. Das Immunsystem, das während des Stresses auf Hochtouren läuft, lässt möglicherweise nach, sobald der Druck nachlässt, was zu diesen Symptomen führt.
Wer ist besonders Leisure Sickness gefährdet?
Leisure Sickness betrifft vor allem Menschen, die unter hohem Stress stehen, Perfektionisten oder solche, die Schwierigkeiten haben, im Alltag abzuschalten. Personen, die sich stark auf ihren Beruf konzentrieren und ihre Freizeit weniger priorisieren, sind besonders anfällig. Die Symptome treten meist bei jenen auf, die im Berufsalltag ihre körperlichen Warnsignale ignorieren und erst in der Entspannungsphase bemerken, dass ihr Körper Erholung braucht. Dabei spielt auch die individuelle Stressverarbeitung eine entscheidende Rolle.
Ursachen für die „Urlaubskrankheit“
Angehäufter Stress: Überstunden, ein Übermaß an Aufgaben, Konflikte mit Kollegen oder Kunden – viele Arbeitnehmer überschätzen ihre eigenen Kräfte und arbeiten jenseits ihrer Grenzen. Zusätzlich führt oft Schlafmangel durch zusätzliche Verpflichtungen wie Haushalt, Ehrenämter, Sport und familiäre Aufgaben zu weiterer Belastung. Wer sich selbst keine Pausen gönnt, wird letztendlich vom eigenen Körper dazu gezwungen, einen Gang zurückzuschalten.
Erhöhte Ansteckungsgefahr: Für viele bedeuten Urlaub und Wochenenden auch mehr soziale Kontakte, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, sich mit Erkältungsviren zu infizieren. Insbesondere jetzt, wo es keine Corona-Einschränkungen mehr gibt, vernachlässigen viele Abstands- und Hygieneregeln und vergessen dabei, dass auch andere Viren und Krankheitserreger existieren.
Verstärkte Wahrnehmung: Während man während der Arbeitszeit aufkommende Erkältungen oft ignoriert und mit Hausmitteln oder Medikamenten dagegen angeht, fällt eine Erkrankung im Urlaub stärker auf und ärgert einen mehr, wodurch die Symptome bewusster wahrgenommen werden.
Zu späte Regenerationsphasen: Ruhezeiten sind essenziell, um neue Energie zu schöpfen und angesammelten Stress abzubauen. Oft gönnt man sich jedoch erst eine Pause, wenn bereits körperliche Beschwerden auftreten. Auch Wochenenden sind häufig so verplant, dass sie kaum Erholung bieten.
Tipp: So erhalten Sie im Krankheitsfall Ihre Urlaubstage zurück!
Niemand möchte seine kostbaren Urlaubstage krank im Bett verbringen. Während der Ablauf bei einer Erkrankung während der Arbeitszeit den meisten bekannt ist, herrscht oft Unsicherheit darüber, wie man sich bei Krankheit während des Urlaubs verhalten sollte. Die Frage lautet: Können verlorene Urlaubstage nachgeholt werden?
Jörg Tepper, Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der Berliner Kanzlei „Chevalier Rechtsanwälte“, erklärt dazu: „Wenn Arbeitnehmer im Inland arbeitsunfähig erkranken, sind sie verpflichtet, dem Arbeitgeber unverzüglich die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer mitzuteilen.“ Dies ergibt sich aus § 5 Abs. 1 des Entgeltfortzahlungsgesetzes (EFZG) und gilt auch für Erkrankungen während des Urlaubs.
Weiter führt Tepper aus: „Erkranken Arbeitnehmer während ihres Urlaubs, werden die durch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nachgewiesenen Krankheitstage nicht auf den Jahresurlaub angerechnet.“ Dies ist in § 9 des Bundesurlaubsgesetzes festgelegt.
Demnach müssen die nachgewiesenen Krankheitstage, die in den Urlaubszeitraum fallen, dem Urlaubskonto wieder gutgeschrieben werden. Die Urlaubstage gehen also nicht verloren.
Grund zur Hoffnung: Vier vorbeugende Maßnahmen für einen gesunden und entspannten Urlaub
Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität bilden eine solide Basis zur Vorbeugung verschiedener Krankheiten.
Stressabbau: Um gesund zu bleiben, ist es wichtig, Stress zu vermeiden oder durch regelmäßige Ruhephasen abzubauen. Dazu gehört auch, Grenzen zu setzen und die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Ein ausgewogener Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung sowie das Ablehnen von übermäßiger Fremdbestimmung, wo möglich, sind hierbei hilfreich.
Regelmäßige Erholungsphasen außerhalb des Urlaubs: Wer nur von Wochenende zu Wochenende oder von Urlaub zu Urlaub lebt und an Arbeitstagen Pausen auslässt sowie Überstunden anhäuft, erhöht das Risiko für Leisure Sickness. Besser ist es, Mittagspausen konsequent einzuhalten und pünktlich Feierabend zu machen.
Ausreichender Schlaf: Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Körpers. Besonders im Handwerk, wo die Arbeitstage oft früh beginnen und körperlich fordernd sind, ist ausreichender Schlaf unerlässlich. Wenn dies nicht möglich ist, sollte zumindest auf regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten geachtet werden.